Es ist so einfach seine Hunde zu ernähren, nach dem ABAM-Konzept!!!
Abstauber Bekommen Alles Mögliche!
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Nichts treibt viele Hundebesitzer mehr um, als die Ernährung ihres vierbeinigen Familienmitglieds. Unzahlen von Büchern, Internet-Foren und Facebook-Gruppen beschäftigen sich ausschließlich mit diesem Thema. Hunderte von Sorten Trocken- und Naßfutter, Selbstgekochtes, BARF, Prey Model Raw, Raw Meaty Bones, und das alles für eine Tierart, die ohne jedes Zögern ihre eigene Kotze frißt? Nein, das muß ein Ende haben! Hier ist die Revolution der Hundeernährung, das Ende aller Sorgen: ABAM - Abstauber Bekommen Alles Mögliche!
Tagebuch von Nogger, unserem Patterdale Terrier, muskulös, glänzend und super-vital dank ABAM:
Montag: Oh nein, Jogging gleich nach dem Aufstehen, es muß Montag sein! Kein Frühstück für meine Menschen, die trinken wochentags nur Tee, also keine Chance, irgendwas Gutes abzubekommen. Nur gerade abgelaufenes Diät-Trockenfutter aus der Praxis für mich. Schmeckt aber prima, und Ralph hat mir, wie meistens, noch ein paar Stückchen Katzen-TroFu dazu gemischt und alles in meinen Leckerle-Ball gefüllt. Macht Spaß, den durchs Wohnzimmer zu rollen, bis alles rausgefallen ist. Ooops, die Katzen sitzen vor ihren Näpfen! Paßt einer auf? Nein, die lesen Zeitung, also los, den unvermeidlichen Anschiß kann ich verkraften, kein Problem. Und die Katzen maunzen dann schon so lange rum, bis sie nochmal was bekommen. Katzenfutter, lecker! Wenn ich nicht mindestens fünf Mal am Tag die Katzen beklauen würde, wäre ich schon lang verhungert. Vormittags in der Praxis ein getrocknetes Stück Rindfleisch, das Ralph von einer netten Frau für mich geschenkt bekommen hat. Und nach dem Zähneputzen ein paar Leckerle, die Ralph immer Aldi-Junkfood nennt und die er ständig in seiner Kitteltasche hat. Mittags daheim meine tägliche warme Mahlzeit: Eingeweichte Flocken aus Bio-Kartoffeln, Karotten und Reh, richtig teures Zeug, aber was Warmes im Bauch ist super. Ah, und Camembert! Moni hat sich ein Camembert-Brot gemacht, und da fällt immer eine dicke Scheibe für mich ab. Abends: Hm, bloß eine halbe Fleischdose im Napf. Bisschen enttäuschend, ist immer so schnell weg. Aber halt: Die essen Lachs und Lauchrisotto! Das kenn ich, superlecker! Also hübsch hinsetzen und große Augen machen, das klappt immer.
Dienstag: Eigentlich wie Montag, aber mittags gab es noch Apfelbutzen und abends waren die feinen Würfel aus rohem Fleisch, Pansen, Blättermagen und Knochen in meinem Napf, mit extra in Öl gedünsteten Karottenraspeln. Und eine Portion Schinkennudeln mit Ei habe ich außerdem noch rausgekitzelt.
Mittwoch: Frühstück wie gehabt, aber mittags haben meine Menschen länger gearbeitet und sich Cheeseburger und Pommes geholt. Und Melone als Nachspeise. Menschen wissen halt schon, was gut ist! Abends wieder Fleischdose, aber verdächtig früh. Das kenn ich doch! Genau, wir gehen in die Pizzeria, super! Das bedeutet, dass ich richtig viele Pizza-Bones bekomme. Das ist der knusprige Teigrand, und der ist immer für mich reserviert.
Donnerstag: Mittags beim Einkaufen habe ich einen ganz frischen Rest Döner gefunden, der neben dem Abfalleimer lag, und ihn Ralph gezeigt. Er hat mich Sitz machen lassen und sich das genau angesehen. Dann hat er es mich haben lassen, weil keine Zwiebeln und keine scharfe Soße drin waren, yay!! Und abends war meine halbe Dose mit Spaghetti und Tomatensauce vermischt. Yummie!
Freitag: Vormittags ist in der Praxis eine OP ausgefallen, also hatte Ralph Zeit für Trick-Training mit mir. Da gibt es immer richtig viele Leckerle, diesmal sogar Käsestückchen. Abends waren mal wieder meine Barf-Würfel im Napf, mit geraspelten und angebratenen Zucchini. Als Nachtisch ein paar Gabeln Kässpatzen. Thank Dog it's Friday!
Samstag: Aaah, Wochenende, Moni macht Frühstück! Dann heißt es nach meinem TroFu-Ball nur mit großen Augen daneben sitzen, weil sich das immer auszahlt. Schinkenfett (mag Ralph nicht), ein großer Löffel Erdnußbutter und ein Stück Marmeladesemmel, traumhaft! Danach zum Einkaufen in die Stadt. Das ist immer gut für mich. Zuerst gab es ein Stück Bratwurst auf dem Markt und dann sind wir zum Rathausplatz gegangen, und da ist die Eisdiele! Eine Kugel Stracchiatella für Ralph, eine Kugel Stracchiatella für Nogger. Und am Abend gab's meine halbe Dose auch wieder viel zu früh und wir sind zum Griechen gefahren. Da waren auch noch Freunde von meinen Menschen, also habe ich so richtig abgeräumt: Gyros, Schwertfisch, Steak, Fladenbrot und Pommes! Ich liebe Wochenende!
Sonntag: Wieder Frühstück für meine Menschen und für mich ein weiches Ei und ein Löffel Erdnußbutter. Ein guter Anfang! Nachmittags zum Tee ein Stückchen Zwetschgendatschi. Abends waren Freunde da zur Bayerischen Brotzeit. Die kannten mich noch nicht und haben ein bisschen schräg geguckt, als ich meinen Anteil vom Wurstsalat, vom Käse und vom Brot bekommen habe. Macht nix, war trotzdem lecker!
Soweit Noggers Tagebuch, das die ABAM-Fütterung besser beschreibt als ich es je könnte. Seit mindestens 30000 Jahren und ebenso vielen Generationen lebt der Hund mit uns Menschen zusammen und ernährt sich in erster Linie natürlich nicht von rohem Fleisch wie sein Stammvater aus grauen Vorzeiten, der Wolf, sondern von dem, was wir ihm geben, was wir ihm übrig lassen. Dabei sollte nicht vergessen werden, daß Fleisch über lange Zeiträume ein Luxusgut war, das auf regelmäßiger Basis nur Jägergesellschaften oder der Oberschicht zur Verfügung stand.
Dabei hat der Hund über all diese Jahrtausende und in allen Weltregionen die annähernd gleiche ernährungsphysiologische Anpassungsfähigkeit bewiesen wie der Mensch. Canis familiaris, der Haushund, ist schon seit Ewigkeiten nicht mehr der edle, aber oft genug große Not leidende Jäger Wolf, er ist ein Abstauber, ein Abfallsammler, ein Gelegenheitsjäger und ein Dieb, der sein Überleben sehr erfolgreich durch seine Partnerschaft mit uns Menschen gesichert hat.
Ein derartig an eine Existenz als Abstauber adaptiertes Lebewesen ist in seiner Ernährung eher auf Vielseitigkeit als auf Eintönigkeit angewiesen. Immer das Gleiche zu füttern, sei es Trocken- oder Dosenfutter, sei es Selbstgekochtes, Barf oder Prey Model Raw, ist für den Hund die pure Langeweile und öffnet darüber hinaus irgendwelchen Ernährungsfehlern Tür und Tor. Die ABAM-Methode trägt dieser Tatsache Rechnung und bietet dem Hund sowohl Abwechslung als auch die Garantie auf alle Nahrungsbestandteile, die er je brauchen könnte.
Was kann ich meinem Hund nach der ABAM-Methode geben? Ganz einfach: Zusätzlich zu einem Grundgerüst aus diversen und vielfältigen Alleinfuttermitteln für Hunde und auch mal rohem Fleisch eigentlich fast alles, was sie einem Schulkind auch erlauben würden. Natürlich sollte man gewisse Grundkenntnisse über für Hunde gefährliche Nahrungsmittel wie Avocados, Zwiebeln und Weintrauben besitzen, ansonsten ist das alles mehr als unkompliziert.
So wie wir Menschen nicht alle Nahrungsmittel gleich gut vertragen und auf manche vielleicht sogar negativ reagieren, verhält es sich auch beim Hund. Die Anwendung der ABAM-Methode setzt natürlich eine halbwegs genaue Beobachtung des Hundes und seiner Reaktionen auf die verschiedenen Nahrungsmittel voraus. Verträgt er etwas nicht optimal - bei Nogger wäre das Süßwasserfisch wie Forelle - dann meidet man das eben, kein Problem. Sachen, die sogar uns Allesfressern regelmäßig Probleme machen (Paprika, Kohl, Hülsenfrüchte etc.) sollte man eher mit Vorsicht verfüttern. Ach ja, nebenbei bemerkt: Es ist KEIN Weltuntergang, wenn ein Hund mal etwas weicheren Kot absetzt! Fragen Sie sich bitte selbst, ob Ihr Stuhlgang immer von idealer Konsistenz ist.
Thema Gewürze: Liest man so manches Fütterungsbuch oder diverse Experten-Ratschläge im Internet, kann man zu der Überzeugung kommen, dass jedes Körnchen Salz den Hund Jahre seines Lebens kostet, von anderen Gewürzen wie Pfeffer, Paprika, Koriander und Co. ganz zu schweigen. Wie logisch ist das? Warum sollte der Mensch (als einziges Säugetier!) diese Gewürze alle mehr oder weniger gut vertragen, der Hund als unser Begleiter durch alle Gewürzmoden der letzten Jahrtausende aber nicht? Welche von den beiden Spezies hat denn die kürzere Generationenfolge und kann sich dementsprechend schneller an geänderte Bedingungen anpassen? Natürlich gibt es artspezifische Unterschiede in der Verträglichkeit vieler Substanzen, aber grundsätzlich ist die Behauptung, dass Hunde nur völlig Ungewürztes essen dürften, barer Unsinn. Einen Bogen mache ich da nur um Gerichte, die zwar von vielen Menschen als schmackhaft empfunden werden, die aber auch ganz schön weh tun, also um alles, was superscharf gewürzt ist.
Die ABAM-Methode ist maximal flexibel und kann auch im Urlaub optimal angewendet werden. Auch der Hund freut sich über neue Geschmackserfahrungen. ABAM ist keine Ersatzreligion wie die verschiedenen Methoden der Rohfütterung, die jeden mit ewiger Verdammnis bedrohen, der auch nur einen Schritt vom „rechten Weg“ abweicht. Nein, ABAM ist das entspannteste Fütterungskonzept der Welt! Machen Sie Schluß mit dem Einheitsfraß, geben Sie Ihrem Hund die Vielfältigkeit zurück, für die er geboren wurde, und steigen Sie um auf ABAM!
Was will ich denn nun mit diesem Artikel sagen? Wenn Sie das alles für absurd halten, dann geht das für mich völlig in Ordnung. Einiges habe ich mit voller Absicht satirisch überspitzt, anderes meine ich todernst. Was in welche Kategorie fällt, müssen Sie schon selbst rausfinden. Im Gegensatz zu den ganzen Futter-Gurus und selbsternannten Experten da draußen bin ich nicht der festen Überzeugung, den allein selig machenden Weg in der Hundeernährung zu kennen. Keines der auf dem Markt befindlichen Konzepte hat je wissenschaftlich seine langfristige Überlegenheit beweisen können. Aber den berühmt-berüchtigten Satz „Wir BARFEN und machen damit seit drei Tagen (Wochen, Monaten, Jahren) die besten Erfahrungen!“ kann ich besten Gewissens beantworten mit „Wir ABAMEN und machen damit seit vielen Jahren und mit mehreren Hunden nacheinander die besten Erfahrungen!“. Und wer unsere Hunde kennt, der weiß, wie sie aussehen bzw. ausgesehen haben, nämlich immer und in jedem Alter topfit!
Könnte man jeden Hund mit ABAM ernähren? Nein, genau so wenig, wie Sie jeden Hund barfen können. Sie werden nicht umhin kommen, in den ersten Lebensmonaten bis -jahren herauszufinden, was Ihrem Hund bekommt und was nicht. Sollte es BARF sein: Gut! Sollte es ein bestimmtes Fertigfutter-Konzept sein: Auch gut! Sollte es Selbstgekochtes sein: Ebenfalls prima! Wenn Sie rausgefunden haben, was am Besten funktioniert, dann freuen Sie sich, aber freuen Sie sich nach Möglichkeit im Stillen und gehen Sie anderen nicht mit irgendwelchen missionarischen Bemühungen auf die Nerven. Denn das, was für Ihren Hund funktioniert, kann für andere grundverkehrt sein. Eines aber ist sicher: Ein nach der ABAM-Methode ernährter Hund dreht seinen gebarften oder sonstwie entsetzlich eintönig gefütterten Kollegen allemal eine lange Nase, weil er ein echtes Feinschmeckerleben führen kann und an Sachen rankommt, die alle anderen allenfalls mal riechen dürfen.
Einige Leser haben sicher inzwischen allein deswegen Schnappatmung, weil Nogger direkt vom Tisch gefüttert wird, ob nun zu Hause oder im Restaurant. Haben Sie bitte Nachsicht mit einem Paar im fortgeschrittenen mittleren Alter, dessen letztes oder vorletztes Kind eben ein Fell hat. Wir waren nicht immer so drauf. Sowas muß natürlich nicht sein, ist für viele sicher sogar unvorstellbar, aber uns macht es halt Spaß, wenn der Hund neben uns auf seinem Stuhl sitzt und sich freut, wenn er wie gewohnt seinen Anteil bekommt.
Bleiben Sie uns trotzdem gewogen, bis bald, Ihr
Ralph Rückert
Wird ja schon überall im Netz fleißig geteilt, und zwar mit Fug und Recht, denn das ist nicht wirklich lustig:
Ich kann für mich in Anspruch nehmen, nie behauptet zu haben, dass man seinen Hund mit selbst zusammengestellten Rationen (ob nun roh oder gekocht) NICHT gut ernähren könnte. Man muss sich halt nur genug Wissen zu dem Thema aneignen, was - nebenbei bemerkt - leider die wenigsten machen.
Ich war also nie der für meinen Berufsstand typische und kategorische BARF-Gegner, wenn ich mich auch immer über die quasi-religiöse Züge annehmende "Philosophie" dahinter mehr oder weniger dezent lustig gemacht habe.
Wenn es aber so ist, wie diese durchaus seriöse Veröffentlichung andeutet, dass man nämlich im Rahmen einer BARF-Ernährung den eigenen Hund mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit zum Mutterschiff multiresistenter Keime macht, dann ist das in meinen Augen schon ein sehr, sehr schwer wiegendes Kontra-Argument.
Es besteht ganz klar die Gefahr, dass der Hund mit diesen Keimen infiziert wird, und zwar häufig in aller Stille. Man wird davon erst mal nichts merken. Durch die heutzutage so gut wie gar nicht mehr vorhandene hygienische Schranke zu Familienhunden (schläft im Bett, schleckt jeden ab, auch unmittelbar nach anogenitalen Reinigungsaktionen) werden fast unweigerlich auch die menschlichen Familienmitglieder mit diesen Keimen infiziert, in vielen Fällen sicher wieder symptomlos. Ungut wird es in Sachen multiresistenter Keime oft erst, wenn man anderweitig krank wird, sich verletzt oder operiert werden muss. Dann kann es ganz schnell richtig kritisch werden!
Es macht nun wirklich nicht viel Sinn, dass Politik, Medizin und Tiermedizin halbe Kopfstände machen, um das durchaus bedrohliche Resistenzproblem in den Griff zu bekommen oder wenigstens einzudämmen, wenn man sich dann als Hundehalter durch eine Ernährungsform, die nicht mal ansatzweise alternativlos ist, massenhaft solche Keime in den Haushalt holt.
Nur zur Info und als gedanklicher Anstoß! Wie sagt Olaf Schubert immer: "Jetzt wisst ihr Bescheid. Macht was draus, was is eure Sache, ich kann mich ja nich um alles kümmern."
Zwei Links:
Der leicht verständliche Pressebericht:
https://www.derstandard.at/…/rohfleisch-hundefutter-als-mul…
Die Veröffentlichung im Original:
https://royalsocietypublishing.org/doi/10.1098/rsos.191170…
letzte Aktualisierung: 06.12.2024